Der Mythos der „Weißen Dame“
Einer Legende nach nahm einst ein türkischer Pascha eine junge slawische Frau aus dem Dorf Varnitsa als Konkubine. In einem Haremsturm gefangen, sehnte sie sich nach ihrer Heimat und Familie. Mehrmals versuchte sie verzweifelt zu fliehen. Schließlich wurde sie von den Mauern der Festung gestürzt, und ihr Kind wurde den Janitscharen übergeben. Man sagt, ihr ruheloser Geist wandert noch immer umher, auf der Suche nach dem Sohn, den sie verlor.
Viele behaupten, sie gesehen zu haben. Um Mitternacht, unter dem Vollmond, erscheint der Geist einer weiß gekleideten Frau auf der Zitadelle, ein Kind in ihren Armen haltend. Lautlos schwebt sie die Treppen hinab, durchquert die Festung und verschwindet in der Nähe des Torturms. Nur ein Volksmärchen? Vielleicht – doch zu viele Augenzeugen berichten dasselbe unheimliche Bild.
Noch seltsamer ist, dass genau an der Stelle, an der sie erscheinen soll, Einschusslöcher zu finden sind – sowohl von alten Musketen als auch von modernen Feuerwaffen. Verängstigte Wachen haben im Laufe der Jahre auf sie geschossen, als wollten sie ihre eigene Furcht vertreiben. Und bei Ausgrabungen in der Unteren Festung wurden menschliche Knochen entdeckt – zusammen mit einem langen, kupferroten Haarzopf, der erstaunlich gut erhalten war. Dieser Zopf liegt nun in einem Museum, ein stilles Relikt einer Geschichte, die nicht verblassen will.




Mazaraki und die dunklen Legenden der Festung Bendery
Der Legende nach wurde der moldauische Wesir Mazaraki Magus in die Festung Bendery beordert – eine Einladung, die oft mit einem grausamen Tod endete. Wesire wurden lebendig begraben, enthauptet oder sogar über offenem Feuer geröstet. Eine besonders schaurige Geschichte erzählt von dem Gouverneur von Bălți, der angeblich 29 Stunden lang auf einem traditionellen moldauischen grătar gegrillt wurde. Chronisten berichteten, dass sein Fleisch „einen klaren Saft abgab, ähnlich wie bei einer gebratenen Gans“. Später wurde er von der orthodoxen Kirche als Vasily der Gebratene heiliggesprochen.
Im Vergleich dazu hatte Mazaraki ein schnelles Ende – er wurde schlicht enthauptet. Doch seine Legende als erbitterter Verteidiger der Moldau lebt weiter. Chroniken schildern, wie er brutale Raubzüge gegen die Osmanen und Tataren anführte, ihre Siedlungen niederbrannte und 100.000 Feinde im Orhei-See ertränkte. Dieser, so besagt die Legende, erhielt dadurch seine schwefelhaltigen, „heilenden“ Gewässer, die bis heute in Moldawien berühmt sind.

